Ein kulinarischer Streifzug durch die närrische europäische Speisekarte

So närrisch „isst“ Europa

Ein kulinarischer Streifzug durch die närrische-europäische Speisekarte

Was haben Festessen, Weihnachtsessen, Hochzeitsessen, ein Ostermahl oder auch ein Leichenschmaus gemeinsam? Sie bringen Menschen gesellig zusammen, was den reinen Akt der Konsumation zu einem Fest werden lässt.

Unverzichtbarer Bestandteil

Essen und Trinken, oder wie unsere närrischen Urväter es genannt hätten, „Fressen und Saufen“ sind ebenfalls wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Fastnachtsfeier. Nicht zuletzt auch aufgrund der Verwertung verderblicher Nahrungsmittel, vor der nach der Fastnacht beginnenden 40-tägigen Fastenzeit.

Oft ähnliche Speisen

Der Blick über den im wahrsten Sinn des Wortes deutschen Tellerrand zu fastnächtlichen, aber auch zu Fastenspeisen, offenbart nun einige bemerkenswerte Parallelitäten, nahezu identischer Speisen im närrischen Europa, welche aber wohl unabhängig regional verschieden entstanden sind. Einzig und allein dürfte die Triebfeder – die bereits genannte Verwertung verderblicher Nahrungsmittel – aufgrund der bevorstehenden Fastenzeit sein. Beispielhaft lässt sich dies am im deutschen Südwesten als regional bezeichnetes Fastnachtsküchle oder „Kiechle“ aufzeigen.

Zubereitungsformen

Tierische oder auch pflanzliche Fette, im heimischen Brauch als „Schmotz“ oder Schmutz bezeichnete Zubereitungsmittel, gaben etwa dem Schmutzigen Donnerstag seinen Namen. Dieses auch als Berliner Pfannkuchen bekannte närrische Gebäck findet sich in vielerlei Zubereitungsformen im gesamten närrischen-europäischen Brauchgebiet. Was dem Badener etwa das „Fastnachtskiechle“ ist, schmeckt dem Mainzer oder Frankfurter Narren als „Krebbel“. In Prüm in der Westeifel nennt sich das kalorienstarke Gebäck „Nautzen“. Quarkbällchen findet man zwischen Sylvester und Fastnacht an so ziemlich jeden Ort.

Von Süßspeise bis Butterwoche

Das Gebäck Mutzen kennt man im rheinischen Karneval auch als „Maisja“ oder Mäuschen. In Österreich genießt man die Faschingskrapfen oder in bestimmten Regionen auch die sogenannten „Funkaküachle“ als Süßspeise. In Großbritannien die „Pancakes“, mit denen man gleich auch einen kleinen Wettbewerb, einen Pancakerace veranstaltet. In Dänemark werden die „Fastenlavensbolla“ vertilgt und in Polen die „Faworki“. Blinis mit Butter bestrichen sind das unverzichtbare Nahrungsmittel während der russischen Butterwoche, der „Masleniza“. Interessant ist die Tatsache, dass je nordischer und östlicher das Verbreitungsgebiet ist, zusätzliche kalorienstarke Füllungen zum Zuge kommen, wie etwa Sahne und Marzipan. Bemerkenswert ist, dass ein solches Gebäck in Schweden als Semla, als Fastengebäck serviert wird.

Teig über das Knie

In der Schweiz gibt es eine Vielzahl fastnächtlicher Gebäcke wie etwa die Fastnachtskuecheli oder „Chnüübblätz“. Diese Begrifflichkeit hat ihren Ursprung in der hausfraulichen Tätigkeit, kurzum, den Teig über das Knie zu ziehen. Die „Castagnole“ gehören zum Brauch des Venezianischen Karnevals. Diese Aufzählung ließe sich noch wunderbar fortführen…

Literarisches Werk geplant

Die Närrische Europäische Gemeinschaft (NEG) hat sich nun diesem hochinteressanten und bisher wenig beachteten Aspekt der europäischen Narretei angenommen und strebt eine literarische Veröffentlichung mit närrischen Speisen Europas an. Erste vielversprechende Sichtungen durch den Arbeitskreis Geschichte zeigen unzählige Gerichte und Rezepte, die es zu verbreiten und zu bewahren gilt.

Sendet uns eure Rezepte

Aufgerufen sind alle Narren des Verbreitungsgebietes der NEG und solche die es noch werden wollen, dieses tolle Projekt mit der Zusendung ihrer regionalen Gerichte und Rezepte zu unterstützen. Sei auch Du dabei! Sende uns die Unterlagen (Rezept, Foto,…) ganz einfach an sekretariat@n-e-g.eu.

Vielen Dank für den kulinarischen Akt!

i.A. Jürgen Stoll

Arbeitskreis Geschichte der NEG