Jedes Jahr findet am Vormittag von Fastnachtsmontag in Vortum ( heute Gemeinde Boxmeer in der Provinz Nord-Brabant) – TF da bin ich geboren – das sogenannte Mettwurstrennen statt.
Es handelt sich um ein Wettrennen mit Pferden über eine Strecke von za 800 M im sogenannten “Vortums Veld”. Die bewahrte Gründungsurkunde stammt aus dem Jahre 1740. Teilnehmen dürfen nur Unverheiratete junge Leute geboren in Boxmeer und die da immer gewohnt haben. Sie heissen “ Junggesellen”.
Jedes Jahr nehmen za 15 Reiter an diesem Rennen Teil; maximal 3 zugleich. Derjenige der nach 3 Umläufe gewinnt ist “Mettwurst-König”, das schönste was ein aus Boxmeer geburtiger junger Mann in seinem Leben passieren kann. Wer dreimal hintereinander gewinnt darf sich sogar Kaiser nennen; dass ist seit 1900 aber nie mehr passiert. Die jungen Reiter bekämpfen sich heutzutage meist mit teure gemietete Vollblut-Araber. Seit 1976 gibt es übrigens auch ein Rennen für schwere Zugpferde/Ackergaule. ( der sogenannte “Knollenrit”)
Als Erklärung dieses Brauches gilt, dass eine adlige Dame (Freule Aleydis van Asselt ) aus Boxmeer, mit Ihrer Kutsche unterwegs nach einem ihrer Bauernhöfe in Vortum, in ein Bach, “de Luinbeek” geheissen , geraten ist und von Junggesellen aus Boxmeer aus ihrer bedrängten Lage gerettet. Die Ritte fangen an wo der Luinbeek und der Weg sich kreuzen.
Als Dank hat diese Aleydis festlegen lassen dass die Pächter/Besitzer dieses Bauernhofes folgende Gaben am Fastnachts Montag an den Junggesellen schenken muss: 1 eine Mettwurst ( sieben Ellen = 625cm lang), ein (Roggen-)brot, eine Wecke , ein halber Schweinskopf und ein halbes Fass Bier ( heute zwei). Der Gewinner bekommt das Königsschild umgehängt und gilt das ganze Jahr als König und fühlt sich auch so.
Sie hat extra festlegen lassen, dass diese dingliche Last/ “Servitut” gilt, so lange die Junggesellen sich an diesem Fastnachtmontagmorgen, bei diesem Bauernhof ( Belaste Hoeve) melden, um die Gaben abzuholen. Sie raten es schon: das haben Generationen von ihnen seitdem nie verpasst.
Die Tradition muss übrigens viel älter sein. Die Freule Aleida lebte nämlich von za 1450-1500 und die früheste Erwähnung auf eine – inzwischen leider verschollene – Auflistung von Mettwurstkönige datiert von 1556 !!
Das Rennen zieht jedes Jahr um die 20.000 Zuschauer und Abertausende geniessen davon weil es fast jedes Jahr vom Fernsehen übertragen wird.
Ein besonderer Brauch, der seit 2015 auf dem Niederändischen Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes steht. Für Frühaufsteher: Ein Besuch lohnt sich. Das erste Rennen startet bereits 9.30.